Textatelier
BLOG vom: 06.03.2023

Akrobatische Eichhörnchen in unseren Gärten

Autor: Heinz Scholz, Wissenschaftspublizist, Schopfheim

 


Eichhörnchen (Foto 1: Elisabeth Faber)
 

Die putzigen Eichhörnchen sind wahre Bewegungskünstler und trotz ihrer geringen Größe kleine Kraftpakete. Sie zeigen sich nicht nur im Wald, sondern immer mehr in unseren Gärten. Einige haben keine Scheu gegenüber Menschen, sie stibitzen Nüsse aus Futterstellen für Vögel und naschen Essbares aus der Hand.

Hüpfen wagemutig herum
Eichhörnchen hüpfen wagemutig über mehrere Meter durch die Luft, balancieren auf wippenden Ästen und flitzen auf Bäume. Klaus Böttger, Vorsitzender vom BUND Schopfheim kann das bestätigen. Er beobachtete in seinem Garten ein Eichhörnchen, das in halsbrecherischem Tempo den Stamm eines Baumes hinaufsauste. Es ist bekannt, dass kaum ein anderes Wildtier sich so schnell bewegt. Dieses Geschick verdankt der pelzige Nager einer Reihe von körperlichen Besonderheiten. Sie sind schlank gebaut, haben lange Hinterbeine mit einer starken Muskulatur und ein extrem leichtes Skelett. Die Füßchen lassen sich um 180 Grad nach außen drehen; die scharfen Krallen an den überaus beweglichen Zehen bieten sicheren Halt auf den rutschigsten Baumstämmen. Der buschige Schwanz ist eine wichtige Lenk- und Balancierhilfe.

 


Eichhörnchen (Foto 2: Elisabeth Faber)
 

Leckerbissen für die Akrobaten
Eichhörnchen ernähren sich von fettreichen Baumsamen (Kiefer, Fichte, Lärche), von Haselnüssen, Walnüssen, Bucheckern, Eicheln, Kastanien. Im Sommer haben sie andere Leckerbissen im Fokus: Insekten (z.B. Raupen, Larven, Heuschrecken), Schnecken, Vogeleier und Jungvögel. Die Nager sind Vorratssammler. Sie vergraben Futter in Nahrungsdepots am Boden, an Stämmen oder Wurzeln und in Baumhöhlen. Die Depots werden im Herbst angelegt. Sie spielen eine wichtige Rolle im Ökosystem. Manchmal erinnern sie sich nicht an die Nahrungsverstecke, obwohl sie ein gutes Gedächtnis besitzen. Aus diesen vergessenen Futterdepots entwickeln sich im Lauf der Zeit Bäume. Bei Wanderungen kann man auf Baumstümpfen, wie in Gersbach am Stamm der Großen Tanne oder oberhalb des Schwanensees in Zell, kleine Fichten hervorsprießen sehen – das weist auf Fressplätze von Eichhörnchen hin.

Fressfeinde sind Baummarder, Rabenkrähen, Wild- und Hauskatzen, Habichte, Mäusebussarde, Eulen.

Eichhörnchen sieht man immer häufiger in Siedlungsgebieten, Parkanlagen, auf Friedhöfen und in Gärten. So finden wir in Schopfheim einige Gärten, die von Eichhörnchen aufgesucht werden. Oft naschen sie die Nahrung aus Futterstellen für Vögel oder auf Böden unter Bäumen ausgestreute Nüsse. Im Garten des Zahnarztes Dr. Kurt Hartmann sieht der Hobbygärtner Erich Walter öfters Eichhörnchen. Er beobachtete, dass die Tierchen zunehmend zutraulich werden. So umkreisen sie zunächst seine Füße, dann werden sie mutiger und stibitzen mit ihren Vorderpfoten mit den vier Fingern, die Nascherei aus seiner Hand. Sie drehen die Nuss mit den Pfoten nach oben und bearbeiten diese solange mit den Schneidezähnen bis sie auseinanderspringt und das Innere freigibt. Bei Fichtenzapfen wird die Zapfenschuppe mit den Zähnen entfernt und mit den Fingern der darunter gelegene Samen ins Mäulchen befördert.

 


Eichhörnchen (Foto 3: Elisabeth Faber)
 

„Eichhörnli“-Wald und Wege
Die putzigen rotbraunen Eichhörnchen kann man im Weidachwald in Fischen bei Oberstdorf gut beobachten. Es ist ein natürliches Waldstück, in dem die Tierchen vermehrt auftreten und sehr zutraulich sind (www.stoehrhof.de).  Auch in der Schweiz gibt es einige Wege. Ausgangspunkt des „Eichhörnli-Weges“ ist das Berghotel Schutzalp bei Davos. Auch am Rundgang um den Davoser-See sind futterzahme Eichhörnchen anzutreffen. Die Eichhörnchen betteln dort regelrecht um Futter. Das Untersuchen von Taschen, Rucksäcken und das Erklettern von Hosenbeinen ist keine Seltenheit.

Benötigen das ganze Jahr Futter
Das Füttern von Vögeln wird überall praktiziert – doch man sollte auch die Eichhörnchen nicht vergessen. Sie halten keinen Winterschlaf und sind im Winter einige Stunden aktiv. Sie benötigen das ganze Jahr über Futter. In strengen Wintern kommen sie häufig nicht mehr an ihre versteckten Vorräte. Geeignetes Futter sind Walnüsse, Haselnüsse, Eicheln, Mais, Sonnenblumenkerne. Erdnüsse sind nicht zu empfehlen.

 

Anmerkung zu den Fotos
Die schönen Fotos von Eichhörnchen stammen von der Freiburger Hobbyfotografin Elisabeth Faber. Vielen Dank für die Genehmigung des Abdruckes im Textatelier. Hier sind die fotografischen Angaben zu den Aufnahmen.

Foto Nr. 1: Canon E0S 450 D, Brennweite 105 mm, Blende f/4,
Zeit 1/400 Sek., ISO   200

Foto Nr. 2: Canon EOS  6 D, Brennweite 188 mm, Blende f/8,
Zeit 1/400 Sek., ISO 2000

Foto Nr. 3: Canon EOS 450 D, Brennweite 105 mm, Blende f/4,    
Zeit 1/250 Sek., ISO   400

 

Literatur
Bosch, Stefan; Lurz Peter W.W.: „Das Eichhörnchen“, Die Neue Brehm-Bücherei Bd.183, Verlags KG Wolf, Magdeburg 2014.

Reichholf, Josef H.: „Das Leben der Eichhörnchen“, dtv

Verlagsgesellschaft, München 2021.

Scholz, Heinz: „Eichhörnchen – Akrobaten des Waldes“, Gesundheits- Nachrichten, Heft 12/2022, Verlag A. Vogel AG, Teufen (Schweiz).

 

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